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Bauzäune, bespannt mit weißer Folie, sorgen zumindest für ein bisschen Privatsphäre. Sie stehen im ehemaligen Speisesaal des Villinger Heilig-Geist-Spitals, teilen ihn in vier kleine Räume. Darin jeweils: Stock- und Einzelbetten, Metallspinde, Stühle.
Sollten unerwartet viele Geflüchtete aus der Ukraine eintreffen, können in der Gemeinschaftsunterkunft an der Schertlestraße 24 Menschen in Notbetten schlafen. In einem Lagerraum werden noch einmal weitere zwölf Betten vorgehalten.
Immer mehr Ukrainer suchen Schutz in der Region. Während in manchen Kommunen der Platz eng wird, sieht es in Villingen derzeit noch ganz gut aus. 230 Plätze für Geflüchtete bietet das ehemalige Heilig-Geist-Spital maximal. „Wir sind zu 80 Prozent ausgelastet“, sagt Patrick Brachat vom Landratsamt, seit Sommer Heimleiter der Gemeinschaftsunterkunft. 85 Prozent gelten als Vollbelegung, sagt Brachat, sonst drohe der Lagerkoller.
Das 1978 erbaute, ehemalige Pflegeheim ist in zwei Trakte eingeteilt: Die Gemeinschaftsunterkunft, die vom Landkreis in den Stockwerken der ehemaligen Pflegestationen betreut wird und die Anschlussunterbringung.
Für sie ist die Stadt Villingen-Schwenningen zuständig, rund 70 Menschen leben hier derzeit. Früher war dies das Wohnheim, in dem die nicht pflegebedürftigen Senioren lebten. Nach sechs Monaten in der GU müssen die Menschen in eine Anschlussunterbringung ziehen – sei es nun in den anderen Gebäudetrakt oder in eine Privatwohnung.
Patrick Brachats Zuständigkeitsbereich als Mitarbeiter des Landratsamtes ist die Gemeinschaftsunterkunft (GU). Zusammen mit seiner Vorgängerin Sabine Österle kümmert er sich außerdem um die GU in der Schwenninger Alleenstraße.
Sein Telefon: im Dauerbetrieb. Mal ruft das Jobcenter an, mal die Heimleitung aus einer Nachbargemeinde, die für eine Nacht eine Unterkunft für zwei ukrainische Frauen und deren Kinder braucht. „Sie können kommen, für eine Nacht geht das“, sagt Brachat am Telefon. Tags darauf werden die Frauen dann nach Donaueschingen umziehen.
Die Geflüchteten bekommen die Stadt- und Landkreise vom Regierungspräsidium zugeteilt. Planbar ist die Belegung der Unterkünfte aber nicht. „Dazu kommen diejenigen, die selbst herkommen“, sagt Brachat. Auf dem Parkstreifen vor dem Haus stehen reihenweise Autos mit dem Länderkennzeichen „UA“ der Ukraine.
Als im Sommer eine regelrechte Welle an Geflüchteten in die Region kam, sei es sehr beengt zugegangen. Damals habe die Belegungsquote 97 Prozent betragen. Stehen einem Schutzbedürftigen normalerweise sieben Quadratmeter zu, habe man damals auf 4,5 Quadratmeter gehen müssen. „Da war die Stimmung schon angespannt“, blickt Brachat zurück.
Im September habe sich die Lage mit dem Auszug von 52 Personen deutlich gebessert. „Da hatten alle wieder mehr Luft zum Atmen.“ Die Altersspanne der Bewohner rangiert vom Kleinkind bis zu Senioren. Während im Hof drei kleine Jungs auf Fahrrädern herumflitzen, sitzt ein alter Mann rauchend im Schatten, telefoniert am Handy. Eine junge Frau huscht vorbei, wischt sich eine Träne aus dem Gesicht.
Von den Schicksalen der Menschen bekommen Brachat und seine Mitarbeiterinnen oft nur wenig mit. Wenn aber, dann lassen sie auch ihn nicht kalt. „Die Leute haben ihre Heimat verloren, sie kommen praktisch aus dem Nichts.“ Einmal hat ihm ein Bewohner sein Auto gezeigt, mit dem er geflüchtet war. Der Kofferraum übersät von Einschusslöchern. „Das sind schon harte Sachen.“
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