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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Die Statue von Johann Wolfgang von Goethe auf dem Goetheplatz in Frankfurt: Vieles erinnert in der Stadt an den vor fast 200 Jahren verstorbenen Dichter. Bild: Frank Rumpenhorst
Ob Universität, Platz, Straße, Denkmal oder Turm – in Frankfurt verweist so manches auf Johann Wolfgang Goethe. Die Stadt ist stolz auf ihren großen Sohn und pflegt sein Andenken. Doch warum wurde seine Mutter „Frau Aja“ genannt?
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D a sitzt sie auf ihrem bequemen Stuhl, in ein fließendes Gewand mit breiten Ärmelaufschlägen gehüllt, um die Schultern ein Tuch, auf dem Kopf eine Haube. „Mutter Goethe“ steht in großen Lettern auf dem grauen Steinblock unter der Skulptur aus hellem Muschelkalk. Die Gestaltung der Buchstaben verrät eine Nähe zum Jugendstil. Tatsächlich wurde die knapp anderthalb Meter hohe Plastik 1915 im Frankfurter Palmengarten aufgestellt. Joachim Seng nennt sie „ein Zeugnis der damaligen Rezeption“. Denn, fügt der Leiter der Bibliothek im Frankfurter Goethehaus hinzu, „Frau Aja, wie Catharina Elisabeth Goethe auch genannt wird, galt damals als Vorzeigemutter der Nation“. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt dem vor ihr stehenden Kind mit Kittel und Zopf, dem sie etwas zu erzählen scheint. „Es handelt sich wohl um Goethe als Knabe“, meint Johannes Braun, Pressereferent des Palmengartens.
Seit 1999 hat das Kunstwerk seinen Platz im damals eröffneten „Goethegarten“. Hier, nördlich des Tropicariums, ist in Stein gemeißelt, was Johann Wolfgang von Goethe im ersten Satz seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ seiner Mutter und auch sich selbst bescheinigt hat: die „Lust zu fabulieren“. Nachdem er sich 1775 endgültig aus seiner Geburtsstadt Frankfurt verabschiedet hatte, um künftig in Thüringen dem Weimarer Hof zu dienen, konnte sich Frau Aja an den vererbten Talenten nur noch selten unmittelbar erfreuen. Ein paarmal schaute Goethe auf der Durchreise bei ihr vorbei, das letzte Mal 1797, elf Jahre vor ihrem Tod. War Goethe ein guter Sohn? Seng lacht und entscheidet sich für eine diplomatische Antwort: „Seine Mutter bestätigt das voll und ganz.“ Tatsächlich hat Catharina Elisabeth Goethe dem Enkel August einmal versichert: „Dein Lieber Vater hat mir nie nie Kummer oder Verdruß verursacht – drum hat Ihn auch der Liebe Gott gesegnet.“
Doch wir wollen hier nicht in der Biographie eines Genies herumstochern. Schließlich scheint Frau Aja recht munter fortgelebt zu haben. Um den Wein in ihrem Haus, in dem Johann Wolfgang Goethe am 28. August 1749 geboren wurde, konnte sie sich der Überlieferung zufolge nach wie vor mit Umsicht kümmern. Die fünf breiten, in Sandstein gefassten Dielenbretter hinter dem Eingang des Goethehauses am Großen Hirschgraben verdecken den Zugang zum Keller, in dem laut zeitgenössischen Quellen 1794 an die 5800 Liter Wein gelagert haben sollen. Ein Vermögen. Als Frau Aja das Haus in jenem Jahr verkaufte, um an den Rossmarkt zu ziehen, entfiel, wie Seng erläutert, fast ein Drittel der erlösten Summe von 22.000 Gulden auf den hier lagernden Rebensaft.
Dass Frau Ajas Grab seit Jahrzehnten tagsüber von Kinderlärm umtost wird, scheint nach allem, was von ihr bekannt ist, eine logische Konsequenz zu sein. Tatsächlich befindet sich ihre letzte, von einer Rotunde aus Sandstein umfasste Ruhestätte mit der Aufschrift „Hier ruhet Goethes Mutter“ auf einem Pausenhof – allerdings nicht als Sinnbild, sondern als Folge der Verkleinerung des Peterskirchhofs an seiner Ostseite durch den Bau der Liebfrauenschule Ende der Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Zu den Resten des ältesten noch erhaltenen christlichen Gottesackers Frankfurts gehört – etwa 50 Meter von Frau Ajas letzter Ruhestätte entfernt – auch das Grab von Goethes bereits 1782 verstorbenem Vater. Diese Distanz sei damals ganz normal gewesen, erklärt Seng. Man sei oft nicht im Grab mit dem Ehegatten, sondern in dem der Herkunftsfamilie beigesetzt worden. Johann Caspar Goethe liege im Walter’schen Familiengrab seiner Mutter begraben, seine Witwe dagegen im Familiengrab der Textors.
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